Von Eduardo de Filippo

Original: L'arte della commedia

Regie: Pavel Sacher

Ausstattung: Natalia Haagen

Technik: Kurt Baumann

Es spielen: Frédéric Camus, Martina Göhring, Christof Heiner, Klaus Huhle, Astrid Sacher, Martin Plass, Natassja Müller, Thomas Klippert, Hansjürgen Bodderas

Aufführungsrechte: Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH, Berlin


Der Mann, der solches von sich gibt, heißt De Caro und ist frischgebackener Bürgermeister einer italienischen Provinzstadt. Er verweigert Oreste Campese, dem Schauspieldirektor, die Ehre, zu ihm ins Theater zu kommen und will ihn, durch einen Brand in finanzielle Schwierigkeiten geraten, nur mit einem Almosen abspeisen.

Campese ist stolz genug, dies abzuschlagen. Er rächt sich auf seine Weise: Schein und Sein verquickend gibt er dem Präfekten den schlagenden Beweis für die Wirklichkeitsnähe und damit für die Nützlichkeit des Theaters in der heutigen Gesellschaft, indem De Caro beim Antrittsbesuch der örtlichen Honoratioren nicht erkennt, ob es sich tatsächlich um den Arzt, den Apotheker, den Pfarrer und die Volksschullehrerin, oder nur um Angehörige von Campeses Truppe handelt.


EDUARDO DE FILIPPO (1900 – 1983):

wie der Mailänder Dario Fo Autor, Darsteller und Regisseur in einer Person, hat zahlreiche neapolitanische Volksstücke geschrieben, die über Luigi Pirandello hinausweisend den Alltag der Kleinbürger zeigen und in ihren Figuren und Konflikten universelle Geltung beanspruchen. Sie sind in Deutschland so gut wie unbekannt: „Samstag, Sonntag, Montag“ ist vor einigen Jahren in Düsseldorf inszeniert worden, von „Filumena Marturano“ gibt’s wenigstens eine DDR-Verfilmung mit Gisela May.

„Die Kunst der Komödie“ aber ist im Werk de Filippos ein Sonderfall: Der Zweiakter offenbart den gesellschaftlichen Nutzwert des Theaters mit den Elementen der Farce, der Verkleidungskomödie und des doppeldeutigen Dialogs. 1964 geschrieben, im Jahr darauf in Eduardo de Filippos eigenem Theater San Ferdinando in Neapel uraufgeführt, wurde das Stück erst 1982 von der Berliner Schaubühne für den deutschsprachigen Raum entdeckt.

 Ist er’s? Ist er’s nicht? Das ist die Doppelfrage, die sich in Eduardo De Filippos spätem Stück »Die Kunst der Komödie« (1964) durchgängig stellt und es, kunstvoll und komödiantisch, in Bewegung hält. Sind es wirklich der Arzt, der Apotheker, der Pfarrer, die Lehrerin, die bei Seiner Exzellenz De Caro, dem neuen Präfekten eines Städtchens in den Abruzzen, vorstellig werden? Oder ist es nur jemand, der sich für sie ausgibt, Schauspieler aus der Wandertheatertruppe von Oreste Campese, der mit seiner Bitte um Unterstützung für sein abgebranntes Quartier dann doch, wie der Verwaltungschef findet, zu weit geht und sich nun, da sie ausbleibt, genüsslich an ihm rächt: Hat der Theaterdirektor statt der Reiseunterlagen doch die Besucherliste eingesteckt und damit gleichsam den Besetzungszettel für ein Verwirrspiel mit der Wirklichkeit in der Hand?