Ein Abend für Leute mit Haltungsschäden

Von Ingrid Lausund

Regie: Christian Lugerth

Ausstattung: Silke von Patay

Technik: Kurt Baumann

Es spielen: Frédéric Camus, Martina Göhring, Gerhard Polacek, Christof Heiner, Astrid Sacher


Fünf Angestellte im Vorzimmer des Chefs. Bereit, sich in die Höhle des Löwen zu begeben. Sie haben an sich gearbeitet, um den richtigen Eindruck zu hinterlassen. (Was ist das eigentlich, ein richtiger Eindruck ...?) – Sie haben nächtelang vor dem Spiegel geprobt, wissen ein nervöses Kopfwackeln ebenso effektiv einzusetzen wie die völlige Nichtbeachtung einzelner Kollegen. Der Auftritt vor dem Boss ist bis ins Detail durchchoreographiert. (Brille in den Ascher, Zigarette in die Nase, Hauptsache Blickkontakt ...!) – Wenn sie das Büro wieder verlassen, ist natürlich alles optimal gelaufen. (Wirklich alles? Woher kommt plötzlich das Messer im Rücken? Und was macht der Kopf unterm Arm ...?) – Die Wartezeit verkürzt man sich untereinander mit gezielter Desinformation und schallenden Ohrfeigen. (Und wenn man stattdessen einfach mal gemeinsam aufs Klo ginge, um ein Lied zu singen ...?). In Ingrid Lausunds neuer Farce aus dem Leben heutiger Angestellter wechseln Profilierungsscharmützel mit zarten Momenten vorsichtiger Annäherung, spontane Glücksschübe anlässlich eines zu tiefen Blicks in die Teetasse während einer Vorstandssitzung lösen ankerschwere Kindheitstraumata ab. Alles hinzuschmeißen wäre eine Möglichkeit. (In diesen Zeiten? Ja – und was dann ...?) Ein absurd-komischer Abgesang auf Selbstoptimierungsstrategien im Zeitalter „flacher Hierarchien“.


INGRID LAUSUND:

Studium von Schauspiel und Regie an der Theaterakademie in Ulm. 1997 entwickelt Ingrid Lausund mit russischen Studenten der Theaterakademie Almaty in Kasachstan „Glücksfelder“, ein Stück über das Leben während und nach Glasnost. Die Produktion tourt monatelang durch die ehemalige Sowjetunion und kommt 1998 nach München. Einladung zu „Theaterformen“ und anderen Festivals. Ein Jahr später geht das Stück noch mal auf Tournee durch Deutschland, Schweiz und die Niederlande. 1999 Gastprofessur am Mozarteum in Salzburg. Während der Intendanz von Tom Stromberg ist sie Hausautorin und -regisseurin am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Ab 2002 arbeitet sie parallel am Schauspiel Köln. Ingrid Lausund lebt als freie Autorin und Regisseurin in Köln.